Autorin: Jenifer Girke
In den letzten Wochen habt ihr schon einiges über unsere WiSionsreise nach Rumänien gelesen, doch eure Schuhkartons erreichen natürlich auch Kinder in anderen Ländern. Zwei weitere Teams mit Mitarbeitern und Ehrenamtlichen waren in Polen und der Slowakei unterwegs. Gerade wenn wir über Polen reden, hören wir viel Kritik: Den Menschen dort ginge es wirtschaftlich doch gut, die Kinder bräuchten keine Schuhkartons und das, was die mittlerweile allein regierende, nationalkonservative und rechtsgerichtete Partei PiS mit dem europäischen Gedanken macht, dürfe man nicht unterstützen.
In den letzten Wochen habt ihr schon einiges über unsere WiSionsreise nach Rumänien gelesen, doch eure Schuhkartons erreichen natürlich auch Kinder in anderen Ländern. Zwei weitere Teams mit Mitarbeitern und Ehrenamtlichen waren in Polen und der Slowakei unterwegs. Gerade wenn wir über Polen reden, hören wir viel Kritik: Den Menschen dort ginge es wirtschaftlich doch gut, die Kinder bräuchten keine Schuhkartons und das, was die mittlerweile allein regierende, nationalkonservative und rechtsgerichtete Partei PiS mit dem europäischen Gedanken macht, dürfe man nicht unterstützen.
„Weihnachten im Schuhkarton“ ist für Kinder, nicht für
Politiker
Aber was können Kinder für das Verhalten von Politiker? Sind
nicht gerade die Kinder diejenigen, die oft am meisten unter gesellschaftlichen
Missständen leiden, weil sie sich am wenigstens wehren können? Die Annahme,
eure Päckchen wären in Polen nicht so notwendig wie in anderen Ländern, ist
absolut nachvollziehbar, denn die Medien richten ihre Berichterstattung nicht
auf die gesellschaftlichen Brennpunkte, sondern konzentrieren sich eher darauf,
welche Fahnen bei der Pressekonferenz zu sehen sind.
Kinder wie der 9-jährige Pavel verstehen nichts von Politik, aber sie wissen, wie es ist, Hunger zu haben und zu frieren. Und sie haben Wünsche, die wir ihnen mit euren Schuhkartons erfüllen wollen. |
Doch „Weihnachten im Schuhkarton“ kennt keine Staffelung
nach dem Motto „Bedürftige Kinder und noch bedürftigere Kinder“. Jedes Kind
braucht Liebe und Zuneigung, Schutz und Geborgenheit, gerade zu Weihnachten.
Und die Geschichten, die uns das Team aus Polen mitgebracht haben, zeigen, wie
sehr eure Schuhkartons in Polen gebraucht werden.
Eine Puppe – ein Mädchen – ein Grund zur Freude
Als alleinerziehende Mutter steht man vor großen
Herausforderungen. Doch wenn man kaum etwas zum Leben hat, werden diese Herausforderungen
schnell zu einer scheinbar unerklimmbaren Hürde. Wenn man dann auch noch
Zwillinge bekommt, ist die Verzweiflung schnell größer als die Freude über das
doppelte Lebensglück. So geht es auch der Mutter von dem Zwillingspaar Lucia
und Kacper.
Die kleine Lucia freut sich über die Schokolade, die sie essen darf. Direkt danach entdeckt sie auch eine Puppe, in die sie sich sofort verliebt. |
Vom Mann verlassen, versucht sie ihr Menschenmögliches,
ihren Kindern ein Leben zu bieten, in dem sie nicht hungern und nicht frieren
müssen. Auch, wenn sie die materielle Versorgung oft überfordert, merkt man
schnell, dass sie durch Liebe und Zuneigung die unerfüllten Kinderwünsche, den
Hunger und den kalten Durchzug in der Wohnung wieder „gutmachen“ möchte.
Die Tochter Lucia leidet unter einer Lebensmittelallergie,
womit die Kosten für die Nahrungsmittel noch höher und die Wege zu den
speziellen Einkaufsläden noch weiter sind. Diesen Mehraufwand für äquivalente Produkte kann sich
Lucias Mutter nicht leisten und damit wird der Ernährungsplan nur noch
schmäler, unausgewogener und ungesünder. Das eh schon von Mangel
gekennzeichnete Leben des kleinen Mädchens, erfährt durch diese Einschränkung
noch mehr Entbehrungen, die sie vor allem im Alltag im Umgang mit anderen
Kindern schmerzhaft daran erinnert, was sie alles nicht hat und nicht darf.
Unser Mitarbeiter Oliver war das erste Mal mit auf einer Verteilung und ganz hin und weg von der süßen Lucia. |
Doch als „Weihnachten im Schuhkarton“ im Dezember die
Familie besucht, werden all diese Sorgen über Board geworfen. Kascper erhält
sein erstes Spielzeugauto und rollt sofort damit drauf los. Und Lucia? Sie war
an diesem Tag ein ganz normales Mädchen, das sich von Herzen und mit
übersprudelndem Lachen über eine Puppe freuen durfte. Ihre Kinder so glücklich
und unbeschwert zu sehen, war für die alleinerziehende Mutter ein Geschenk, was
sie sich niemals hätte erträumen lassen!
Gewalt hat keinen Platz im Schuhkarton
Ein dreijähriges Mädchen sollte jeden Tag die Liebe ihrer Eltern
spüren, etwas Neues im Leben entdecken und die Welt aus ihrer Perspektive
bestaunen dürfen. Doch Wiktorias Welt sieht anders aus: Schmerz, Hass, Angst.
Sie ist mit ihren beiden Brüdern, Oskar (fünf Jahre) und Jakob (sieben Jahre)
und der Mutter aus ihrem Zuhause und damit vor häuslicher Gewalt geflohen.
Jetzt lebt die Familie vorübergehend in einem Heim.
Traumatisiert und eingeschüchtert ein fröhliches Weihnachten
erleben? Kaum vorstellbar. Doch Kinder geben uns Erwachsenen immer wieder Grund
zum Staunen, denn sie beschenken uns bei den kleinsten Gesten mit einem Herz erwärmenden
Lächeln, einer Umarmung oder einem lauten Freudenschrei. So auch Wictoria – sie
war hin und weg von ihrer neuen Mützen und bei der Verabschiedung fielen sich
alle voller Dankbarkeit in die Arme. Ein Moment des Friedens und des Glücks.
Dank eurer Schuhkartons!
Die kleine Wictoria freut sich über die Mütze, die genau auf ihren süßen Kopf passt. Schal und Handschuhe gibt es gleich passend dazu! |
„Frozen“ und doch zum Dahinschmelzen
Neben der Freude der Kinder, die natürlich zum Mitfreuen
anregt, gibt es auch noch eine andere Bereicherung bei den Verteilungen – die Herzlichkeit
der Familien. Bei Haus-zu-Haus-Verteilungen gewähren die Familien „uns Fremden“
einen Einblick in deren Lebenswelt mit dem Wissen, dass wir aus einem reichen
Land kommen. Oft erfahren wir, wie sehr sich die Menschen für ihre Armut
schämen und diese sogar vertuschen wollen. Doch gleichzeitig sind sie äußerst
gastfreundlich und warmherzig.
So auch in Dyminek, einem kleinen Ort in der Nähe von Szczecinek
– eine stolze Großmutter, ihre drei Söhne, vier Töchter und die Enkelkinder begrüßten
unser Team in einem schäbigen Haus. Trotz der ärmlichen Umgebung bemühte sich
die Großmutter, alles ordentlich und sauber zu halten und ein Gefühl von
Gemütlichkeit zu erzeugen. Es gab sogar etwas Kuchen und Kekse, die zuerst von
unserem Team gekostet werden sollten, bevor sich die Familie selbst daran
bediente.
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Genau wie der Teddybär, hat auch die 5-jährige Kinga ihr Herz genau am richtigen Fleck! |
Eine ganze Familie hat sich versammelt, um mitzuerleben, wie
die Kinder beschenkt werden. Es geht nicht um das eigene Geschenk, sondern
um Mitfreuen und Dankbarkeit zeigen. Die nicht-christliche Familie hat zum
ersten Mal von der Weihnachtsgeschichte in Bethlehem gehört und jeder der Anwesenden
hörte gespannt zu. Doch wie es sich gehört, war die Geschenkverteilung der
große Höhepunkt! Natascha (dreieinhalb Jahre), Pavel (13 Jahre) und Kinga (fünf
Jahre) packten aus, lachten, schrien vor Freude auf und vertieften sich voll
und ganz in ihre Geschenke.
Am eindrücklichsten für unser Team war die kleine Kinga: Sie
hatte sich sehnlichst Filzstifte zum Malen gewünscht und ist ein großer Fan von
der Disney-Eisprinzessin in dem Film „Frozen“. Und was war in ihrem
Schuhkarton? Ein Filtstift-Set mit den Motiven von „Frozen“.
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Ein Herzenswunsch geht in Erfüllung: Kinga bekommt ihre heiß geliebten Filzstifte mit Motiven des Kinderfilmes "Frozen" |
Auf der ganzen Welt gibt es benachteiligte Kinder, die vergessen
werden und an Weihnachten traurig mit ihren unerfüllten Träumen zurückbleiben.
Einige davon haben wir in Polen getroffen und konnten mit euren Schuhkartons dafür
sorgen, dass sie nicht vergessen werden, sondern jetzt wissen: Jemand denkt an
mich. Jemand hat mich lieb.
Deine Berichte sind großartig ;) und natürlich bin ich dieses Jahr wieder mit dabei !!
AntwortenLöschenGanz liebe Grüsse Elisabeth
Vielen Dank für das Lob und noch mehr fürs Mitmachen! Weiter so!
LöschenIrgendwo habe ich darüber schon gelesen, aber hier habe ich gelernt, vieles mehr. Ich gratuliere dem Autor des Eintrags und Herzlich grüße ich!
AntwortenLöschenLiebe Santana, vielen lieben Dank für dein tolles Feedback. Ich freue mich, wenn wir mit unseren Schilderungen erklären, verständlich machen und verbinden können. Ganz liebe Grüße
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